TITELSTORY Arbeit zu gestalten. Primär gelte es nach wie vor, die Ansprüche, Bedürfnisse und Wünsche von Kunden zu befriedigen. Bei jeder Unternehmensgründung schließen sich Menschen zusammen, um gemeinsam etwas zu schaffen, das eine aus reichende Anzahl von Kunden gerne haben möchte. „Die Arbeit entsteht dadurch sekundär! Sie ist plötzlich da und muss erledigt werden.“ Sinnstiftende, erfüllende Arbeit sei wichtig, jedoch immer mit Blick auf das Oberziel „Erfolg am Markt“ zu betrachten. Vollmer rät, Arbeit und Zusammenarbeit gedanklich zu trennen. „Arbeit ist das, was für den Kunden getan werden muss. Die Wert- schöpfung. Das Einzige, was am Ende in harter Währung zählt. Diese Arbeit folgt alleine (!) der externen Referenz, dem Kunden.“ Demgegenüber stehe die Zusammenarbeit als unternehmens - interne Perspektive: „Die Art und Weise, wie die Arbeit organisiert wird. Die Methodik, die Verfahren. Der Clou, der Kniff, der von den Mitarbeitern gefunden wurde, um in der ganz spezifischen Markt situation die Arbeit auf eine ganz bestimmte, besondere Weise gemeinsam zu erledigen.“ FLEXIBILITÄT UND EFFIZIENZ Ist von New Work die Rede, fallen so gut wie immer auch die Begriffe Flexibilität und Effizienz. Beides wird von Mitarbeitern, Unternehmern und Kunden gleichermaßen gewünscht, propagiert und gefordert. So erklärt sich auch die enge Verknüpfung der Begriffe New Work und digitale Transformation: Letztere ist ein wichtiger Schlüssel für eine flexible und effiziente Arbeitsorganisation. „Die Digitalisierung bringt uns kurze Kommunikationswege und schlanke Prozesse. Effizienz hoch zehn“, sagt etwa Malermeister Matthias Schultze. Neue Aufträge werden bei dem Malerfachbetrieb per App direkt auf die Smartphones der Mitarbeiter gepusht, die Zeiterfassung erfolgt digital und das ganze Team kommuniziert über eine gemeinsame WhatsApp-Gruppe. Das spart Zeit und Arbeitswege. Davon profitiert vor allem auch der Kunde, genau wie von den vielen bespielten Online-Kanälen: „Wir bieten unseren Kunden einen Luxus-Service: Such dir einen Kanal aus, du erreichst uns überall“, so Schultze. Flexibilität spielt auch im Zusammenhang mit Arbeitszeitmodellen eine große Rolle. Immer mehr Unternehmen machen sich Gedanken darü- ber, wie sie sowohl den Mitarbeiterpräferenzen als auch den Bedürfnis- sen der Kunden bestmöglich entsprechen können. Fest steht: Flexible Arbeitszeit-Modelle sind ein wichtiges Attraktivitätsmerkmal im sich zuspitzenden Kampf um Fachkräfte. Und wer die besten Fachkräfte für sich gewinnen kann, erhöht die Chancen, auch die besten Lösungen für seine Kunden zu entwickeln. Aus Flexibilität folgt Freiraum, aus Frei- raum folgen Kreativität und innovative Ideen. Dieses Credo verfolgt auch die Robert Bosch GmbH. Das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen bietet über 100 verschiedene Arbeits(zeit)modelle und setzt damit Impulse für eine flexible und familienbewusste Arbeitskultur. Den Mitarbeitern soll es ermöglicht werden, sich sowohl beruflich als auch privat zu verwirklichen. In Deutschland können die Beschäftigten ihren täglichen Arbeitsort und ihre Arbeitszeit frei wählen, sofern es ihre berufliche Aufgabe zulässt. In der Produktion gibt es Familienarbeitsplätze. Die Schichten beginnen hier erst, nachdem Kinder in die Betreuung gebracht wurden, und enden am Nachmittag so, dass sie pünktlich wieder abgeholt werden können. 11 New Work in der Praxis Vier Beispiele für Unternehmen, die neue Wege beschreiten. alpha-board (Hardwaredienstleister): Jeder vier te Freitag im Monat wird als „Future Friday“ ausgewiesen, an dem die Teams ausschließlich an der Entwicklung ihres Unternehmens arbeiten. Frühjahrsputz kann genauso auf der Agenda stehen wie das Pro- grammieren von Makros, welche die künftige Arbeit erleichtern. Mittags wird gemeinsam gegessen, nachmittags werden die Ergebnisse präsentier t. Um spätestens 15:30 Uhr ist Feierabend. Der Tag zählt als voller Arbeitstag. General Dynamics (Luftraum- und Rüstungskonzern): General Dynamics European Land Systems hat das System Leiharbeit neu gedacht: In Zeiten geringer Auslastung verleiht das Metall verarbeitende Unternehmen ihre Fachkräfte an Dritte mit akutem Bedar f. Arbeitsplätze und Know -how bleiben so erhalten und die Mitarbeiter entwickeln sich weiter. Heitkamp & Hülscher (Bauunternehmen): 2006 gründete die Firma das Mitarbeiterunternehmen H&H Team GmbH & Co. KG und machte die Belegschaft zu am Er folg beteiligten Mitunternehmern. Dem Mitarbeiterunternehmen gehören sämtliche Baumaschinen und -geräte, die es an das operative Stammunternehmen vermietet. Am Ende des Geschäftsjahres werden 50 Prozent des Gewinns ausgeschüttet und 50 Prozent investier t. Trumpf (Werkzeugmaschinenhersteller): Die Trumpf-Gruppe bietet Mitarbeitern die Möglichkeit, auf ein Jahresarbeitszeit- modell umzusteigen. In diesem agilen Zeitsystem öffnet das Unter- nehmen das Gleitzeitkonto der Mitarbeiter auf einen Korridor zwischen +200 und –100 Stunden. Das System erlaubt es Mit- arbeitern, mehr Arbeitsstunden anzuhäufen, wenn es in Spitzen- zeiten viel zu tun gibt, und diese Mehrarbeitszeit auch in größeren Blöcken wieder abzubauen. Am Hauptsitz in Ditzingen lag die Beteiligungsquote nach einem Jahr bereits bei 20 Prozent.